Radreise Frankreich: „La Loire à vélo“

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Fontevraud

Fontevraud

Zauberhafte Schlösser, lebendige Städte und abwechselungsreiche Landschaften — das sind die prägenden Elemente, die uns an entlang der Loire begeistert haben.

Teil 1: Von Orléans bis Amboise

Mehr als dreißig sehenswerte Schlösser und Burgen, Klöster und Kirchen liegen auf dieser Strecke, an deren Ende der Atlantik zum erfrischenden Bad einlädt. Die Länge des Loire-Radweges beträgt rund 500 Kilometer. Wenn man die wichtigen Schlösser abseits des Loiretals einbezieht, kommen noch einmal 175 Kilometer dazu.

Wir sind in St.-Dennis de-l’Hotel, 25km östlich von Orléans gestartet (gute Möglichkeit zur Übernachtung und um ein Auto für die Reisedauer sicher abzustellen). Auf ruhigen Deichwegen geht es schon sehr bald in die geschichtsträchtige Centre-Stadt Orléans, einst “Nabel Galliens”. Die legendäre Jeanne d’Arc, die Jungfrau von Orléans, wird bis heute noch als Nationalheldin verehrt, hier kämpferisch auf Sockel und andächtig vor der gewaltigen Kathedrale.

Republik Frankreich

Einwohner: 62 Mio (inkl. Überseegebiete)
Fläche: 544.000 qkm
Haupstadt: Paris
Geld: 1Euro =100 Cent


 An herrlichen Uferpromenaden führt der Weg weiter durch anziehende alte Ortschaften und Städte wie beispielsweise Meung, Boule oder Beaugency, die fast immer durch üppige, fantasievolle Blumenarrangements geschmückt sind.

Wegen der langen Trockenheit in dieser Region führt der breite Fluss auffällig wenig Wasser, so dass sich riesige Sandbänke gebildet haben und die zahlreichen Loire-Inseln noch größer erscheint als gewöhnlich. Hin und wieder muss man sich für das nördliche oder südliche Loireufer entscheiden, beispielsweise weiter nach Blois oder den Ausflug zum Schloss Chambord. Wir haben der interessanten Kreisstadt Blois den Vorzug gegeben.

Sehenswert sind u.a. das prächtige Chateau Royal und das Maison de la Magie mit seinen Drachen und Schlangen, die sich in Abständen mit urigen Lauten aus den Fenstern raushangeln. Weiter kommt man nach Chaumont, wo das internationale “Festival des Jardins” mit seinen 30 “Parzellen” im Schlosspark ein Erlebnis ist.

Ein Highlight ist auch die Stadt Amboise. Hier ist neben der Besichtigung des Schlosses auch das Leonardo da Vinci- Museum in Clos Lucé einen Besuch wert. Das Multitalent da Vinci hatte hier seine letzten drei Jahre verbracht. Eine seiner genialsten Erfindungen ist für den Veloliebhaber natürlich das Fahrrad.

Teil 2: von Amboise bis Saumur

Unbedingt sollte man von Amboise einen Ausflug zum Château Chenonceaux (16. Jh.) unternehmen. Der hintere Flügel des Schlosses ist als Brücke über den Cher ausgebaut. Im 2. Weltkrieg ging die Grenze zwischen dem freien Frankreich und der dt. Besatzungszone exakt durch den großen Saal über dem Fluss. Chenonceaux zählt zu den schönsten Schlössern im Vallée de la Loire und hat als “Schloss der Frauen” eine reiche Geschichte zu verzeichnen.

Richtung Tours passiert man das weltberühmte Weinanbaugebiet Vouvray mit zahlreichen Weingütern und beschaulichen Dörfern.

Tours, die ehemalige Hauptstadt Frankreichs, zwischen den Flüssen Loire und Cher gelegen, ist eine äußerst vielseitige Stadt zwischen alt und neu – sie zieht einem mit ihrer lockeren französischen Lebensart in den Bann. Ab Tours, zunächst entlang des Cher, ist der Loire-Radweg mit einer excellenten Wegweisung ausgestattet (s.a KOMPAKT).

In Savonnières kann man Tropfsteinhöhlen besichtigen, es gibt jedoch interessantere. Im weiteren Verlauf bieten sich mehrere Schlösser zur Besichtigung an, beispielsweise Ch. de Villandry und Ch. d´Ussé.

Allein aus zeitlichen Gründen kann man kaum alle Châteaus besichtigen, zumal einige abseits des Loiretals liegen. Aber auch Eintrittspreise von 7 bis 12 Euro setzen da Grenzen für Objekte, die sich in vielem natürlich ähneln. Allerdings kann man sich zur Erntezeit den Einkauf von Obst ersparen, davon gibt es am Wegesrand reichlich und “echte” Tomaten kann man auch schon mal bei einem französischen Kleingärtner erstehen, und ein Baguette hat man ja sowieso immer dabei.

Am Zusammenfluss von Cher und Loire, bei Candes, sollte man einen Ausflug nach zur Abbaye Royal de Fontevraud machen; sie ist der größte zusammenhängende Klosterkomplex Europas.

Auf der Weiterfahrt kommt man zur “Perle des Anjou”, der hübschen Loirestadt Saumur, über deren Dächern ein mächtiges Schloss thront. In der Nähe eines der schönsten Loiredörfer, Le Thoureil, kann man in Cumeray bei dem Deutschlehrer M. Bernard auf einem idyllischen, alten Winzerhof nächtigen und bekommt von ihm ein liebevoll angerichtetes “deutsches” Frühstück serviert.

Teil 3: von Saumur bis zum Atlantik

Natürlich lohnt auch ein Abstecher in die Kunst- und Museumsstadt Angers an der Maine, hier das festungsartige Schloss.

Zurück zur Loire geht es zunächst entlang des nördlichen Ufers und dann über die verträumte Loire-Insel Ile de Chalonnes (ca. 10km Länge) auf die Südseite in Richtung Ancenis, wo die Wegweisung dann auch zu Ende ist. Im hübschen Ort Chamtoceaux ist eine Übernachtung im Chambre d´Hôte (B&B) von Mme. Jan (Rue La Chaiaudiere) ein echt musealer Genuss.

Als nächstes kommt man in die größte Stadt an der Loire, Nantes, die lebendige Hauptstadt der Region Pays de la Loire mit 500.000 Einwohnern (im Großraum). Hier findet man ein Flair, welches sonst nur noch in Paris anzutreffen ist – buntes Treiben in allen Gassen im multikulturellem Mix. Der Park der Blumen und das Château lohnen eine Besichtigung. Von hier sind es nur noch etwa 60 Kilometer bis zum Atlantik.

Entgegen der bikeline-Karte sind wir von Nantes auf der Nordseite weitergefahren. Vorteil: die Strecke ist abwechselungsreicher und man muss nicht über die stark befahrene, monströse Brücke über die Loiremündung. Nachteil: man passiert die Hafengebiete mit ihren Raffinerien, um in die Industriemetropole St. Nazaire zu gelangen. Radwege und Radspuren, übrigens häufig in den Städten vorzufinden, gewähren aber auch bei stärkerem Autoverkehr das nötige Maß an Sicherheit.

In St. Nazaire muss man sich auch nicht länger aufhalten, denn nun locken die herrlichen Strände des Atlantiks zwischen den Badeorten Pornichet und La Baule. Nach zwei Badetagen bei schönstem Wetter ging es mit dem Zug zurück zum Ausgangspunkt.

Resüme: Eine eindrucksvolle und erlebnisreiche Reise, die wir weiterempfehlen können und auf die dieser kurze Reisbericht “petit appétit” machen soll.

Ute Merle und Rolf Kasper

KOMPAKT: „La Loire à vélo“

Rolf Kasper u. Ute Merle, ADFC Weyhe, 2005

Alles in einem Buch

Wer sich schon konkret zu dieser Reise entschlossen hat, sollte sich gleich das Radtourenbuch von bikeline (Esterbauer-Verlag) anschaffen. Hierin steht alles, was dazu nötig ist. Wir haben die erste Auflage von 2001 benutzt, die bezüglich der Wegführung häufig von den inzwischen ausgewiesenen Wegen abweicht (aktuell teilweise am Beginn, dann durchgehend von Tours bis Ancenis). Tipp: Wo immer der Loire-Radweg ausgeschildert ist, empfiehlt es sich, diesen auch zu benutzen. Als ergänzende Karten bieten sich beispielsweise an: Michelin-Karten 517 und 518.

Unser Reiseverlauf

St.-Denis de-l´Hotel (1.Ü)-(75km)-Meung (2.Ü)-(70km)-Choumont(3.Ü)-(65 km einschl. Abstecher nach Chateau Chenonceau)-Amboise (4.Ü)-(30km)- Tours (5.Ü)- (70km)-Candes St. Martin(6.Ü)-(65km einschl. Abstecher nach Kloster Fontevraud)- Cumeray (7.Ü)- (70km)-Saveniers (8.Ü)- (70km)- Chamtoceaux (9.Ü)- (85km mangels Unterkunftsangebote)- Condemais- (65km)-Pornichet/ Atlantik (10.+11.Ü) mit Zug zurück nach St.-Denis (12Ü).

Einschließlich Stadt- und Rundfahrten ges. 670 km.

Streckencharakteristik

Die Wegequalität ist überwiegend gut und verläuft durchweg auf ruhigen, asphaltierten oder gut befestigten Wegen. Selbstverständlich wird man in Städten und deren Umfeld mit mehr Verkehr konfrontiert. Der Radverkehr wird hier jedoch häufig sicher und übersichtlich auf abmarkierten Radstreifen bzw. Schutzstreien geführt.

Unterkunft

Außerhalb der Ferien in Frankreich (z.B. September) kein Problem. Neben zahlreichen Hotels sind die Chambres d´Hôtes (B&B) mit ihrem persönlichen Ambiente und Preisen pro DZ von 40-50 Euro besonders empfehlenswert. Zwischen Angers und St. Nazaire nimmt das Zimmerangebot merklich ab.

Rad & Bahn

Innnerhalb Frankreichs wesentlich preiswerter als in Deutschland, aber Zugangebote für Radreisende sind auch hier begrenzt. Für Gruppen kann es bei einem Stellplatzangebot von 3 bis 6, wie wir erlebt haben, schon eng werden. Allerdings haben wir die Zugbegleitungen als sehr großzügig und flexibel erlebt. Vom Atlantik nach Orleans ca. 6 Stunden Reisezeit mit 3x Umsteigen.

Verständigung

Bekanntermaßen gehen die meistens Franzosen davon aus, dass man sich in ihrer Landessprache verständlich machen kann. Es ist folglich sehr hilfreich, sich auch sprachlich ein wenig auf eine Individualreise mit dem Fahrrad vorzubereiten.

Reisezeitraum

4. bis 15. September 2005.
Reisende: Ute Merle und Rolf Kasper

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