Mit einer gewissen Verwunderung nehmen wir Mitte 2020 wahr, dass der Kommunalverbund Niedersachsen/Bremen mit einem groß aufgezogenen „Mobilitätskonzept Radverkehr“ auf den Plan tritt. Was steckt dahinter?
Kreise, Städte und Kommunalverbund
Zuerst einmal muss man sich das Beziehungsgeflecht vor Augen halten. Der Kommunalverbund ist ein eingetragener Verein, in dem die Städte Bremen, Delmenhorst, Oldenburg sowie die Landkreise Diepholz, Oldenburg, …. Mitglied sind. Der Kommunalverbund erbringt Dienstleistungen und ist eine Interessenvertretung der Mitglieder in genau definierten Dingen. So mischt der Kommunalverbund auch beim ÖPNV mit.
Radverkehrskonzept?
Aber dann kam man wohl auf die Idee, dass es Fördermittel abzugreifen gibt, wenn man ein „Radverkehrskonzept“ erstellt. Wohlgemerkt: Es gibt Geld für die Produktion von Bergen von Papier („Konzept“), aber für die Umsetzung ist kein Geld da.
Kommunalverbund (externer Link) Dort stehen alle wesentlichen Projektergebnisse zum Download bereit.
Altbekanntes herausgefunden
Das vom Kommunalverbund beauftragte Ingenieurbüro hat herausgefunden, dass ein Großteil der vorhandenen Radverkehrsanlagen nicht anforderungsgerecht ist. — Ach was, das wissen wir schon lange. Des weiteren hat das Ingenieurbüro Vorschläge gemacht, was zu tun ist. Dort, wo eine Radverkehrsanlage erforderlich ist, wurden die Kosten aufgelistet. Und da hätte unseres Erachtens gleich Schluss sein können, denn zumindest der Landkreis Diepholz und das Land Niedersachsen wollen kein Geld ausgeben, um die Radwege an Kreisstraßen oder Landesstraßen zu sanieren.
Für Reparaturen an allen Radwegen im gesamten Kreisgebiet gibt der LK DH ca. 200.000 Euro pro Jahr aus.
Das Ing.Büro schätzt die Kosten auf 63 Mio. Euro im LK DH. Darin ist noch nicht einmal Grunderwerb enthalten.
Hallelujah, das ist also ein Projekt für die nächsten 300 Jahre!!!!!
Liebe Radfahrer, da könnt Ihr genauso gut an den Weihnachtsmann glauben wie an dieses tolle Radverkehrskonzept. 63 Mio Euro in Tranchen zu 0,2 Mio Euro, das dauert etwa 300 Jahre, bis die Knete zusammenkommt. Aber da ein Radweg nur eine Lebensdauer von 20 Jahren hat, ist in dieser Zeit wiederum alles verrottet. Die einzigen, die von diesem Projekt profitieren, sind die Mitarbeiter des Kommunalverbundes und des Ingenieurbüros, denn es rettet ihre Arbeitsplätze. Aber die Radverkehrsanlagen werden nicht besser sondern vergammeln weiter und weiter, weil für die Umsetzung kein einziger Taler übrig ist.
Analytischer Teil ist hilfreich
Für unsere Arbeit ist aber zumindest der analytische Teil des Konzeptes hilfreich. Denn so sind es nicht nur wir, die die Unzulänglichkeit der vorhandenen Radverkehrsanlagen bemäkeln, sondern auch andere. Aber was hilft’s? Solange weder der Wille noch die finanzielle Unterfütterung für Verbesserungen des Radverkehrs gegeben sind, wird nichts passieren.