Der 300-Jahres-Plan: Radverkehrskonzept des Kommunalverbundes

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Mit einer gewissen Verwunderung nehmen wir Mitte 2020 wahr, dass der Kommunalverbund Niedersachsen/Bremen mit einem groß aufgezogenen „Mobilitätskonzept Radverkehr“ auf den Plan tritt. Was steckt dahinter?

Kreise, Städte und Kommunalverbund

Zuerst einmal muss man sich das Beziehungsgeflecht vor Augen halten. Der Kommunalverbund ist ein eingetragener Verein, in dem die Städte Bremen, Delmenhorst, Oldenburg sowie die Landkreise Diepholz, Oldenburg, …. Mitglied sind. Der Kommunalverbund erbringt Dienstleistungen und ist eine Interessenvertretung der Mitglieder in genau definierten Dingen. So mischt der Kommunalverbund auch beim ÖPNV mit.

Radverkehrskonzept?

Die verschiedenen Städte und Kreise im Großraum Bremen haben seit der „StVO-Fahrradnovelle“ 1997 entweder mehr oder weniger gemacht. Während die Stadt Bremen ordentliche Planungsabteilungen hat und zukunftsorientiert handelt, sieht es in den Landkreisen ziemlich düster aus. Die Landkreise sind personell so knapp ausgestattet, dass sie i.d.R. keine ernsthafte, bedarfsgerchte Radverkehrsplanung auf der Grundlage der aktuellen Erkenntnisse durchführen. So werden im LK Diepholz lediglich die „Bürgermeister-Radwege“ aus den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts fortgeschrieben, aber ein ernsthaftes Konzept gibt es nicht. Und noch weniger gibt es eine Strategie, wie man dem Verfall der vorhandenen Radverkehrsanlagen entgegenwirken will. — Die Landkreise sind eben Autofahrer-Kreise, und die Radwege spielen keine ernsthafte Rolle.

Aber dann kam man wohl auf die Idee, dass es Fördermittel abzugreifen gibt, wenn man ein „Radverkehrskonzept“ erstellt. Wohlgemerkt: Es gibt Geld für die Produktion von Bergen von Papier („Konzept“), aber für die Umsetzung ist kein Geld da.

INFOS

Kommunalverbund (externer Link) Dort stehen alle wesentlichen Projektergebnisse zum Download bereit.

Altbekanntes herausgefunden

Das vom Kommunalverbund beauftragte Ingenieurbüro hat herausgefunden, dass ein Großteil der vorhandenen Radverkehrsanlagen nicht anforderungsgerecht ist. — Ach was, das wissen wir schon lange. Des weiteren hat das Ingenieurbüro Vorschläge gemacht, was zu tun ist. Dort, wo eine Radverkehrsanlage erforderlich ist, wurden die Kosten aufgelistet. Und da hätte unseres Erachtens gleich Schluss sein können, denn zumindest der Landkreis Diepholz und das Land Niedersachsen wollen kein Geld ausgeben, um die Radwege an Kreisstraßen oder Landesstraßen zu sanieren.

Hallelujah, das ist also ein Projekt für die nächsten 300 Jahre!!!!!

Liebe Radfahrer, da könnt Ihr genauso gut an den Weihnachtsmann glauben wie an dieses tolle Radverkehrskonzept. 63 Mio Euro in Tranchen zu 0,2 Mio Euro, das dauert etwa 300 Jahre, bis die Knete zusammenkommt. Aber da ein Radweg nur eine Lebensdauer von 20 Jahren hat, ist in dieser Zeit wiederum alles verrottet. Die einzigen, die von diesem Projekt profitieren, sind die Mitarbeiter des Kommunalverbundes und des Ingenieurbüros, denn es rettet ihre Arbeitsplätze. Aber die Radverkehrsanlagen werden nicht besser sondern vergammeln weiter und weiter, weil für die Umsetzung kein einziger Taler übrig ist.

Analytischer Teil ist hilfreich

Für unsere Arbeit ist aber zumindest der analytische Teil des Konzeptes hilfreich. Denn so sind es nicht nur wir, die die Unzulänglichkeit der vorhandenen Radverkehrsanlagen bemäkeln, sondern auch andere. Aber was hilft’s? Solange weder der Wille noch die finanzielle Unterfütterung für Verbesserungen des Radverkehrs gegeben sind, wird nichts passieren.

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