Fahrradklimatest Sulingen: es gibt noch viel zu tun

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Beim letzten ADFC-Fahrradklimatest schnitt Sulingen nicht ganz so gut ab (Kreiszeitung v 8.4.2021). Für kleinere Kommunen nicht ganz ungewöhnlich, aber was ist dran?

Sulingen: viel Kfz-Verkehr und viele breite Straßen

Sulingen hat nur knapp 13.000 Einwohner, davon 10.000 in der Kernstadt Sulingen. Das ist im Vergleich mit anderen Kommunen im Landkreis Diepholz nicht viel. Weyhe und Stuhr haben jeweils 30.000 Einwohner. Wenn man aber mal die Verkehrsmengen vergleicht, die sich durch Weyhe bzw. durch Sulingen wälzen, dann erscheint Sulingen wie eine Großstadt: die Straßen so breit, dass sogar Mittellinien aufgemalt sind und die Kfz-Verkehrsstärke ist in einigen Straßen sehr hoch. Für Fahrräder bleibt da wenig Platz. Insoweit ist das Umfrageergebnis des Fahrradklimatests natürlich nachvollziehbar: zwar kann man durchaus auf der Fahrbahn fahren (und es ist aus hiesiger Sicht auch sinnvoll), aber die Straßen haben oftmals eine äußere Anmutung, als ob sie nur für schnellen Kfz-Verkehr gemacht wären. Und nicht wenige Autofahrer lassen ihr Revierverteidigungsverhalten auch durchblicken (Hupen, Schneiden, Drängeln).

Negativ-Beispiel: Nienburger Straße

Seit etlichen Jahren wird der Fernverkehr auf der B214 nicht mehr durch die Innenstadt – Nienburger Straße – geleitet, sondern südlich an Sulingen vorbei. Aber auch 20 Jahre nach Fertigstellung der B214-Umgehungsstraße wurde die Nienburger Straße nicht zurückgebaut, sondern sie hat immer noch die Anmutung einer innerörtlichen Hauptverkehrsstraße. Schlimmer noch: Beim Neubau der Ortsumgehung wurde die Verkehrsführung für Radfahrer am Ortsausgang in Richtung Nienburg deutlich verschlechtert. Der ADFC hat bereits 2012 eine Behebung der Katastrophe angemahnt, aber passiert ist nichts. Ein Schild fordert zum Wechsel auf die linke Straßenseite auf: „Radfahrer andere Straßenseite benutzen“ — Aber hoppla, dort ist weder ein richtiger Radweg noch ist dessen Benutzung freigegeben noch ist eine sichere Querungsmöglichkeit zum linken Radweg vorhanden. Das ist alles komplett rechtswidrig und gefährlich und Murks hoch drei.

Des weiteren gibt es auf der ganzen Strecke keine brauchbaren Schutzstreifen oder Radfahrstreifen. Zwar wurden mal welche markiert, aber die sind heruntergefahren und nicht mehr sichtbar. Niemand kümmert sich drum.

Gefahrenstelle: Kreisel

Der Kreisel am Bahnhof ist für Kfz  super zu befahren, weil die Autos mit hohem Tempo tangential herausbrausen können. Genau das ist aber ein Gefahrenmoment. Kreisel sind nur dann sicher, wenn die Äste von der Kreiselmitte wegzielen, so dass beim Herausfahren aus dem Kreisel eine Kurve gefahren werden muss. Dann müssen die Autos langsam um die Ecke fahren, was wiederum der Sicherheit der im Kreis fahrenden Radfahrer zugute kommt.
Wir hatten diesen Mangel bereits 2012 mokiert und einen Änderungsvorschlag vorgelegt, aber nichts ist passiert. Nach wie vor ist die Situation gefährlich. Baumangel bleibt Baumangel. Allen Radfahrern kann man wirklich nur raten, bitte unbedingt auf der Fahrbahn im Mischverkehr mit den Kfz anstatt auf dem umlaufenden Radweg zu fahren. Denn auf der Kreisel-Fahrbahn wird man nicht umgefahren, aber sehr wohl auf dem Radweg. Je mehr Radfahrer die Fahrbahn des Kreisels benutzen, desto langsamer wird der Verkehr im Kreisel und destohöher wird das Sicherheitsniveau und das Sicherheitsempfinden der Radfahrer. So hängt alles zusammen.

Lange Straße: Umgestaltung

Die Einkaufsstraße ‚Lange Straße‘ wird umgestaltet. Sie litt/leidet an dem vielem Kfz-Durchgangsverkehr in beide Richtungen, einem engen Querschnitt, schlecht erkennbaren Pollern und wenig Platz für den Radverkehr. Die Stadt Sulingen möchte die Situation des Radverkehrs in diesem zentralen Bereich gleichwohl verbessern. Wir werden berichten, sobald die Maßnahmen fortgeschritten sind.

 

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